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Eine Geschichte zum Kalenderbild Februar

Veröffentlicht am: 29.03.2010, 21:57 Uhr - von: Jochen

Als ich mir auf dem Neudorfer Kalender von 2010 das Februarfoto mit dem Planenwagen angeschaut habe, kam mir dieses Bild irgendwie bekannt vor.
Ich habe dann in verschiedenen alten Büchern in erzgebirgischer Mundart geblättert, fand auch das gesuchte Bildchen und die dazugehörende Geschichte. Dieses muss sich vor über 100 Jahren vor und in der "Restauration" zugetragen haben. Denn die Kleinbahn-Strecke zwischen Cranzahl und Oberwiesenthal wurde bereits 1897 eingeweiht.
Im urigen erzgebirgischen Dialekt kannst du, lieber Leser, mal versuchen diese Sprache zu verstehen.
Dies schrieb mir Edgar Süß
und ich möchte euch die Geschichte nicht vorenthalten.

`s vrmoledeita Pachfaßl (Pechfäßchen) von Robert Müller


Wenn mr itza in daara itzing Zeit eppr amool dohi odr durthi raasn will, nu do hoots wettr kaa Waasn meh wie sistern. Du Ugelick du! – Mr nimmt aahm sen Schtackn ins Tatschl, odr wenn gu schlachts Wattr is, sei alts Parpeli (Regenschirm) unnern Arm, gieht ofs Bahhöfl, macht siech in dr Bärsch seine paar Neigrosch zeracht und gibt sa gefir zun Fanstarla mit dan grin Kattuvirhangl nei und soogt, wu mr hie will.
Viel mahrn ka mr eppr net mit dan Leitna – i Gott bewahra. Kamt hot daar Ma mitr rutn Mitz in`n Kastl an dr Wand neigegriffn, wu de Billetr schtackn, nimmtr aans drvu wag, uhna doßr s erscht lang aguckt, knetscht a wing dra rim, haats an zun Euch raus un läßt an traatn wie in lackiertn Aff. Kurzrim, `s gieht aahm wie of dr Eisnbah.
Mr mecht sog`n, m`r is gegn die Leit in seinr Langsamigkaat e rachter daamischer Dalken. Sachta richt mr siech nu in erschtn bestn Woogn nei – ner net in die, wu de Bänk un de Wänd mit sammetseidna Pulstern virgericht sei – un hoot vurne de Lokemativ in arthafting Quiekerts geta, wie bei uns drham de grußa Baßbarger Laafrsau, nocherts gieht de Fuhr lus und dos e bißl gefirr wie bein Geyerschen Butenfuhrma – waß der Herr, doß mr kamt de Schtroßnbaam un de Telegraphierschtanga meh drkenna ka, setta gelampera Baa hom die Raadla.
Jessis, Ugelick du, wenn die emol vun dan zwe Eisnschiena raushuppitn, iech gelaab, seina paar pieberietn (zitternden) Knochn mißt mr aanzeln zamlaasn, un vun seinr Schnuptebakduß kriegit mr sei Laabtog nischt meh drvu ze sahe. Ja, lacht nr zu. -- `s is obr e su. -- Do is mr in`n paar Minutn wettr, wie sistern in`n halm Toog. In dan Wögla is aa gar net garschtig, waß Gott, manchmol schennr wie drham in unnern altn Schtiebl. Mr braucht drzu aa net ze drfriern, aa net ze scwitzn, ka ausruha, drbei de Gusch aufsperrn un läßt ne liem Gott in frumma Ma sei.
Wie annersch, wie ganz annersch warsch do eich frieher! Du liebr Gott du! Wenn mr do gu emol nei of Annebarg odr Buchholz wullt, nu do mußt mr aahm, war net laafn wullt, entweder mitn Unger Gust sen Pöstl fahrn odr mitn Müllrbeck sen Fuhrwark. Weils obr mit daara Post vir an doch e bisl teir war, rutschit mr doch liebr mitn altn gutn August – tröstn dr liebe Gott – nei nooch Annebarg.
Daar nohm an schu miet, un wenner aa ne ganzn Woogn vullr Kistla un Kastla, vullr Faßla und Packla hat, mietgenumma wur mr schie. Freilich kunnt mr do net e su wie itza ofn Baahnl gruß wöhlerisch sei un lang suchn – naa – mr mußt aahm mitn erschtn bestn Platzl fürlieb nahma un siech aa urndlich festsetzn, doß mr gu eppr net emool, wenn de Pfaar in Ruckerts tuitn, in Stuck tiefr kam un bei daara Gelanghaat s Rutschen ofn Güschl larnit.
Neizu giengs net gar ze langsam, durch de Dörfr manchmool aa racht geschwind, obr natirlich noch lang net e su wie die heitige gelampera Sekretärbah (Sekundärbahn) . Hat’ mr nu in Annebarg ofn Handlinga (Handlungen) un bein Kaufleitna sei bisl Grampl vrsurgt, fahrit mr mitn altn gutn August wiedr eham – hie un do, wennr schwer aufgelodn hot, sugar racht schpöt. Wennr obr aa schwer hat, mr fuhr garn mitn, denn „ schlacht gefahrn is besser wie gut geloffn.“
Bei manning trifft obr die Volksred net zu. Do drvu ka dr Nodlliebnarnst e Liedl singa un mit Harzelaad an letzn Vaarsch denkn. Daar guta Nodlliebnarnst hätt, gesat: „Besser gut geloffn, wie schlacht gefahrn.“
Dr Lieb machit naamlich in Geschäftna öftersch emool nei of Annebarg un Buchholz. Heit war `r nei geloffn un hätt waß Gott bessr geta, wennr `s rauszu aa e su gemacht hätt.
`s war e rachtr schienr Toog: obr haaß warsch, daß ans Hem ofn Leib klaabit, un weil schu frieh s Vugelzeich e su niederig floch, in ganzn genummma e bisl racht duwerisch (schwül) war, hat mei Nodellieb erscht kaa rachte Lust – doch aar mußt obr, `s holfn Gott net lus. `s war nutwennig un heit gerod e Haufn zu tu. Do warschn e gefundns Frassn, doßr, wie aar fertg war, sen Gevattr August noch untn ofn Bahhuf atroof – dar war gerood mitn Aufloodn ze Rand – un mitn eham fahrn kunnt. Weilr net gar ze schwer un aa e Pfaar meh dra hat’, kunnts men Nodlliebnarnst, dann de Baa heit vun Rimpieseln (Herumjagen) brummitn, wie ne Karlhalfnlob sei alta Boßgeig, ner racht sei.
Drim maanit a dr Gevattr August, daß sich dr Lieb e halmwags schiens Platzl ofn Woogn raussuchn un hireteriern sullt. Mei Nodllieb ließ siech dos net zweemool haaßn. Aar setzit siech hintn ofn Woogn drauf un richtet siech do of e Faßl, wos uhm racht schie gelatt un blank war un kimmerit siech nu im wettr nischt.
Daß`n de Zeit e bisl fixer vergieng, hulitr aus sen Karschetl sei Pfeifl, stoppit sei Porzellikepl urndlich vull un dampit nu wie sistern e su e Tallrheisr Kuhlnmeilr. Bei daara Fahrerei denkt d´r Lieb an dos un gens, an dos Geschäftl, dosr gemacht, an dan Profit, dannr gewunna hoot, un naatzt (nickte) bei dara Simmeliererei (Ueberlegen) sachte miet ei. Dr August, nu, dar soß vurne in dr Schußkell (der Sitz oberhalb der Deichsel) un hatt’ ofs Fuhrwark genung aufzepassn, denn ne Derfern nauf hats ne Schwarm mitn Ausweichn un mit dan Haufn barfüßign Kinnern, die of dr Schtroß rimlafitn.
Do kama se noch Neidorf, un endlich nauf ins ebera Viertl – zun Traugott Kar, wu fir gewöhnlich gewassert un e bisl gefüttert wur. -- -- Dr August hielt a, gob sen Pfaarna e Binn`l Hei nei in de Kripp un wunnert siech schu, doß dr Nodlliebnarnst, daar immer d`r erschta vun Woogn runner gewaasn, heit noch gar net schtrößig war. Aar gieng hintnnimm an Woogn na un bekit ne Lieb a’, doß`r in Hupperts tu sullt. Aar herit wuhl in – Razerts (Schnarchen), obr vun Aufschtieh, i do war kaa Red.
„Jessis“, mannt dr Lieb, wos in allr Walt, wos is de dos? Ugelick du, iech heng, iech klaab doch. O du dreimool schienr liebr Gott, meina Husn, meine schin, funklnoglneia Husn ginna net lus un sei ageklabt.
Nu du grußmachtigs Ugelick, herrschta, August, wos hoste de an den Faßl dra odr innawennig drinna? He?
Do `s schu fei schpöt war, hulit sei Gevatter in senr Dischperatiu (Aufregung) e Latarl (Laterne) vun Kar’. Weilr obr aa net virn Aangbliek wußt, wos de in dan vermoledeiten Faßl sei kennt, un dr Nodlliebnarnst in seinr Angst bekit wie e su e Zähbrachr, guckit dr August nochna Frachtbrief. Do drauf stand : „Inhalt: Ein Faß Schusterpech ohne Deckel.“
„Woos“, bekit der Lieb, „Schus -- -- Schustrpach is drinne. O du gruß Ugemooch! Schiena Zuversicht!“
Do wa nu gutr Rot teir. Soß dr arme Nodlliebnarnst aa net of geliehenda Kuhln, su wurschn bei dan grußn Ugelick doch aamol haaß übersch annere, aa weiß un schwarz virn Angna; un hättr geleich lus gekunnt, iech gelaab, sen Gevattr August wärsch drackig vuna ganga. Se dachtn nu an dos, se machitn gens, wie se ne ageklabten Lieb de lusleima kennten. Dr aana kom mit in Massr un kratschit an den Pachfaßl dra rim, dr annera gar mit in Stück gelühnigen Eisn, s Pach luszubrenna.
Dos ging obr arscht racht net, s wär sist vr Nötn gewasn, nochn Doktr ze schicken, dar dan Pachvugl seine Brandbloosn haalit. Weil nu allis nischt holf, dr arme Ma obr aa lus wullt, do brengt dr August vun Karl sen Hausschneidr, daar gerood beina of Hausarwit war, dan sei grußa Schaar, ne Lieb im e Schtick Hus’ lechtr ze machn. Freilich, s dauritn sei schiena neia, grae Hus’, obr sei Labtog net mit dan Ugelicksfaßl rimzerenna, -- s wär ne aa amende mit dr Zeit doch ze schwer wurn – mußtr aahm in`n sauern Aeppl beißn un heit klaa zugaahm. Aar hätt siechs net traame lossn, doß s greßte un s schensta Bisl an dr ganzn Hus’ emol als Pachfaßldeckl benutzt waarn sullt! – Drim hots ne aa bei jedn Schiet bal s Harz rausgerissn.
Kamt war dr letzte Schneiderts geta, do kunnt dr arme Nodlliebnarnst mit gen Handwerksborschn singa:


„ Wenn es meine Mutter wüßte,
Wie mrsch in dr Fremde ging,
Strümpf’ und Schuhe sind zerrisen,
Durch die Hosen pfeift dr Wind!“


Virsch s Lachn brauchitr natirlich net ze surgn, un wennr schu lang vun dann vrmoledeit’n Pachkübl runnr gekunnt hätt, iech gelaab, die drnahm schtandn und Schperrkuschn faahl hieltn, hättr ganz gewieß gemaulschalliert. Su obr mußtr fruh sei, doßr wenigstens vun daara Mattr (Marter) drlöst war. Fix huppitr runnr – nei zun Traugott ins Hinnerschtiebl. ‚s war ner gut, doß s finstr war. -- --
Durt bracht dr lachita Karl, daar siech vir Lachn sen Schmaarbauch hielt, e Hus’ vun siech – freilich net aana vun dr bestn Gatting. Se passit wuhl fir in dickn Flaaschrmaastr, obr ner net firn schmachting Nodlliebnarnst.
„Doch“, dacht daar, „in dr Nut frißt dr Teifl Fliegn“ un zug se a, machit siech nei ins Gastschtiebl, siech nooch dan grußmachting Ugelick, wos n betroffen, ze schtärkn un noochert mit sen Gevattr August wetter ze fahrn – eham. Freilich, eh r siech wiedr nauf ofn Woogn richtit, betrachtr siech sei Gesoßerich (Sitz) mitn Latarl racht urndlich, doß’n net e zweets Mool e setts Ugemooch passierit. Aar kam nu eham, vrschteckit obr zeerscht de geburgta Hus’, doß gu sei räffenierita ( zankende) Karlina nischt drvu drfahrn sullt un net erscht dribr kußn kunnt.
Dr ausgedampta Nodlliebnarnst obr mußt noch e mannichs schiens Mool in sen Laahm, wennr mitn Gevattr August fuhr, härn vun daara schien grae ageklabtn Pachhus’ un vun dan nischtgetaachtn, vermoledeitn Pachfaßl.