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Andacht zum Sonntag Judika (29.03.2020)

Veröffentlicht am: 29.03.2020, 10:37 Uhr - von: Andreas Nestler

Liebe Schwestern, liebe Brüder,


seit Montag sitzen viele von uns zu Hause. Wir dürfen arbeiten, wir dürfen einkaufen, wir dürfen zum Arzt gehen, wir dürfen zum Glück auch noch spazieren gehen. Aber viel mehr dürfen wir nicht. Wenn uns vor einem Monat jemand erzählt hätte, dass Kontaktverbote und Ausgangsbeschränkungen auf uns zu kommen, den hätten wir für verrückt erklärt. Doch inzwischen ist das öffentliche Leben in vielen Bereichen lahm gelegt.


Niemand weiß, welche Folgen das haben wird. Aber wir ahnen, die Folgen werden riesig sein. Die Wirtschaft wird darunter leiden und viele werden deshalb in Not geraten. Und was vielleicht noch schlimmer ist: Einsame Menschen werden einsamer, traurige Menschen werden trauriger. Getrennte Menschen entfernen sich noch weiter voneinander. Und so werden auch unsere Seelen in dieser Zeit in Not geraten.


Doch viele Experten sind sich einig: Das ist notwendig, damit wir das Corona-Virus in Schach halten. Auch die meisten Leute sehen das ein und halten sich an die angeordneten Maßnahmen. Ich selbst versuche auch, nur die nötigsten Kontakte zu haben. Uns allen ist klar: Diesen hohen Preis müssen wir zahlen, um unsere Gesundheit zu schützen und um Leben zu retten. Wir müssen ihn zahlen, damit bei uns nicht bald Zustände herrschen wie in Italien. Gott segne die Menschen dort!


Eine Frage aber kann uns niemand beantworten: Ist das genug? Reichen die Maßnahmen aus, um uns zu schützen? Oder müssten wir eigentlich einen noch höheren Preis bezahlen? Wir wissen es nicht! Niemand weiß, wie sich die Corona-Pandemie weiter entwickeln wird. Wir wissen auch nicht, wie sehr das Virus hier bei uns grassieren wird. Niemand kann garantieren, dass wir uns mit dem, was wir tun, wirklich schützen.


Und so stecken wir in einem großen Dilemma. Um das Leben zu erhalten, müssen wir einen hohen Preis zahlen – einen Preis, den wir eigentlich gar nicht zahlen können. Bitten wir unseren Gott, dass er uns den richtigen Ausweg aus diesem Dilemma zeigt.


Mit einem ganz ähnlichen Dilemma leben wir Menschen auch außerhalb von Corona-Zeiten. Bei diesem zweiten Dilemma geht es um das Leben, das über unser irdisches Leben hinausgeht. Und gerade in einer Zeit, in der unser Leben hier mehr bedroht scheint als sonst, brauchen wir die Hoffnung, dass es mehr gibt als unser irdisches Leben. Doch damit diese Hoffnung wahr wird, muss das Dilemma des ewigen Lebens ausgeräumt werden.


Denn auch für das ewige Leben müssten wir eigentlich einen unvorstellbar hohen Preis zahlen – einen Preis, den wir nicht zahlen können. Gott sei Dank, dass Jesus diesen Preis für uns zahlt. Davon erzählt uns der Wochenspruch für den Sonntag Judika:


Der Menschensohn ist nicht gekommen, dass er sich dienen lasse, sondern dass er diene und gebe sein Leben als Lösegeld für viele. (Matthäus 20,28)


Lasst uns diesen Wochenspruch mit in den Sonntag und in die neue Woche nehmen. Er gibt uns eine Sicherheit, die weit über unser jetziges Leben hinaus reicht. Es ist eine Sicherheit, die uns trägt in Gesundheit und in Krankheit. Es könnte keine bessere Sicherheit in der Corona-Zeit geben. Gott sei Dank!


Und zugleich zeigt uns dieses Bibelwort einen Ausweg aus dem irdischen Dilemma, das uns gerade so sehr beschäftigt. Jesus, der ein König hätte sein können, ist ein Diener geworden. Wie es seinen Mitmenschen geht, war ihm nicht egal. Er ist für andere da gewesen. Er hat vielen Menschen geholfen. Auch wir sollen zu Dienerinnen und Dienern werden. Denn wenn wir aufeinander achten und einander helfen, wird es für uns alle leichter, den hohen Preis unserer Tage zu tragen. Manche Not wird so gelindert. Gott zeige uns dafür die richtigen Wege.


Ich wünsche Ihnen, dass Sie mit diesen Perspektiven, die uns Jesus für Zeit und Ewigkeit aufzeigt, weiterhin gut durch diese Zeit in den eigenen vier Wänden kommen. Mögen Sie gesund bleiben und eine gesegnete Woche haben.


Und wie immer gilt am Schluss: Der Frieden Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre eure Herzen und Sinne in Christus Jesus.


Ihr / Euer Pfarrer Matti Schlosser


P. S.: Die Andacht wird in den nächsten Tagen im Flur des Pfarrhauses zum Mitnehmen und Weitergeben ausgelegt.