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Andacht zum Sonntag Jubilate (3. Mai 2020)

Veröffentlicht am: 02.05.2020, 21:04 Uhr - von: Andreas Nestler

Liebe Schwestern, liebe Brüder,


wenn eine Zeitung nicht mehr gebraucht wird, werfen wir sie in die blaue Tonne. Aus der teuren Zeitung ist innerhalb von nur einem Tag Altpapier geworden. Aber das Altpapier ist nicht wertlos, auch wenn derzeit für Altpapier nicht besonders viel gezahlt wird. Altpapier ist eine wichtige Ressource. Es wird wiederverwendet und daraus neues Papier gewonnen. Der Grundstoff wird weiterverwendet und kann z. B. mit einem neuen Inhalt bedruckt werden. Dabei ist es völlig egal, was auf dem Altpapier gedruckt war. Es kann Gutes oder Schlechtes darauf gestanden haben, Schönes oder Hässliches, Wahrheit oder Lüge. Das spielt keine Rolle mehr. Es kommt nur noch auf den neuen Inhalt an. Das Neue ist eine neue Kreation und hat mit dem Alten nichts mehr zu tun. Es ist sehr gut, dass es diese Wiederverwendung des Altpapiers gibt. Wenn jedes Papier, das einmal bedruckt wurde, verbrannt werden müsste und wenn jedes neue Papier nur aus frischem Holz gewonnen werden könnte, dann sähe es um unsere Erde noch schlechter aus als ohnehin schon.


Der Sonntag in dieser Woche trägt den Namen „Jubilate“, zu deutsch „jubelt“ bzw. „jauchzt“. Es geht um den Jubel über die Schöpfung und darüber, dass Gott alles wunderbar gemacht hat. Auch wir alle sind von Gott geschaffen. Aber als Christinnen und Christen sind wir sogar zweimal von Gott geschaffen. Einmal sind wir Geschöpfe Gottes wie jeder andere Mensch auch. Darüber hinaus hat Gott uns den Glauben geschenkt. Der gläubige Mensch in uns ist auch ein Geschöpf Gottes. Auch das ist ein Grund, für unseren Gott zu jubeln – jubilate! Doch diese neue Schöpfung in uns bedeutet, dass der alte Mensch in uns keine Rolle mehr spielt. Das sagt uns der Apostel Paulus heute in unserem Wochenspruch. Dort heißt es:
„Ist jemand in Christus, so ist er eine neue Kreatur; das Alte ist vergangen, siehe, Neues ist geworden.“ (2. Korinther 5,17)


Es ist wie bei einer alten Zeitung. Das, was in der alten Zeitung drin steht, ist überholt. Ein Sprichwort sagt: „Nichts ist so alt wie die Zeitung von gestern.“ Die alte Zeitung taugt nur noch zum Altpapier. Auch wir Menschen sind wie bedrucktes Papier. Gott hat uns als „unbeschriebene Blätter“ geschaffen. Es kommt darauf an, wie wir das weiße Papier unseres Lebens beschreiben bzw. bedrucken lassen. Lassen wir uns Schlechtes in unser Herz und in unsere Gedanken einschreiben, dann wird uns das stets beeinflussen. Wenn mir ständig eingeredet wird, dass es Gott nicht gibt und dass ich auf mich selbst, auf meine eigene Stärke und auf meine eigenen Fähigkeiten vertrauen soll, dann wird das mein Leben bestimmen. Ich kann es nicht einfach wie am Computer schnell wieder löschen. Es bleibt stehen wie auf bedrucktem Papier. Aber wenn es in unserem Leben hart auf hart kommt, dann ist dieses so bedruckte Papier unseres Lebens so viel wert wie die Zeitung von gestern, nämlich gar nichts. Wenn uns unsere eigenen Kräfte und Fähigkeiten nicht mehr helfen können, dann haben wir nichts mehr, was uns hält. Eigentlich bliebe uns dann nur noch übrig, diese alte Zeitung zu verbrennen, also die Hoffnung unseres Lebens aufzugeben. Verzweiflung wäre das Ergebnis.


Jubilate – bei Gott ist es anders. Wenn die alten Hoffnungen nicht mehr tragen und wenn die alte Zeitung unseres Lebens wertlos wird, dann wirft uns Gott nicht einfach weg. Bei Gott ist das Altpapier unseres Lebens nicht nur Müll, sondern eine wichtige Ressource. Gott verwendet unser altes Leben und schafft daraus etwas Neues. Das Material ist das gleiche, aber es wird völlig neu bedruckt. Gott bedruckt das Papier unseres Lebens mit dem, was uns zu jeder Zeit unseres Lebens trägt. Dort steht dann: Wir haben einen lebendigen Gott und einen auferstandenen Herrn, der bei uns ist bis an der Welt Ende. Er führt uns in Zeit und Ewigkeit. Das trägt uns zu jeder Zeit in unserem Leben. Wenn das auf der neuen Zeitung unseres Lebens steht, dann wird diese Zeitung niemals wertlos. Diese Botschaft ist stets neu und aktuell und garantiert niemals veraltet.


Wenn eine neue Zeitung, die auf Altpapier gedruckt ist, eine neue Schöpfung und eine neue Kreatur ist, dann ist das auch bei dem gläubigen Menschen in uns so. Auch da hat Gott in uns das Alte neu gemacht. Es stimmt, was Paulus schreibt: „Ist jemand in Christus, so ist er eine neue Kreatur; das Alte ist vergangen, siehe, Neues ist geworden.“ Lasst uns auf das Neue vertrauen und auf dem Neuen unser Leben aufbauen. Wir sollten nicht versuchen, in die von Gott neu bedruckten Blätter unsere alten Gewissheiten wieder hineinzuschreiben. Denn dann wird das Gedruckte verdeckt. Gerade in der Corona-Zeit brauchen wir die Gewissheit Gottes, dass er da ist und uns gut führt. Das ist das wertvollste Papier unseres Lebens.


Uns allen wünsche ich, dass Gott die Zeitung unseres Lebens gut bedruckt und dass wir von ihm neu geschaffen sind. Lasst uns zu jeder Zeit auf das vertrauen, was er in unser Leben schreibt. Es ist ein Grund zum Jubeln – jubilate!


Und wie immer gilt am Schluss: Der Frieden Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre Eure Herzen und Sinne in Christus Jesus.


Ihr / Euer Pfarrer Matti Schlosser


P. S.: Die Andacht wird in den nächsten Tagen wieder im Flur des Pfarrhauses zum Mitnehmen und Weitergeben ausgelegt.